Ein Marathon zum Geburtstag
Ehefrau, 25.10.10 (Laufen, Wandern/(Nordic) Walking, Wettkämpfe)
Sportliche Aktivitäten haben den Vorteil, dass sich die Möglichkeiten für ausgefallene Geburtstagsgeschenke ungemein vergrößern. So haben wir von einem guten Freund z.B. eine Probemitgliedschaft im Fitness-Studio geschenkt bekommen, die zu einem Dauerzustand geworden ist, und ein anderes Mal Gutscheine für eine Laufanalyse.
Sehr schön sind auch Socken und Trainingswochenenden oder auch Marathonstartplätze. Damit wurde ich dieses Jahr vom Ehemann überrascht, und zwar sehr gelungen, weil mein Geburtstag auf einen Montag fiel. Und wer rechnet schon mit einem Marathon-Start in der Woche. Aber kaum zu glauben, es gibt ihn nur knapp 2 Flugstunden weg in Dublin am traditionellen Bank-Holiday, einem Montag. Es hieß nur, wir fliegen über deinen Geburtstag weg und pack‘ die Laufsachen ein.
Was für ein Schreck als das Geheimnis gelüftet wurde! Wie soll das funktionieren, ein Marathon ohne Vorbereitung ? Seit dem Hamburg-Marathon im Mai bin ich doch fast nur noch Rad gefahren!
Beim Abholen der Startunterlagen auf der Marathonmesse kam die nächste Überraschung.
Die Iren haben eine ganz andere und sehr lockere Einstellung. Die Zielzeit betrug – in Deutschland undenkbar – reichliche 8 Stunden und Walker waren gern gesehene Teilnehmer, die mit den Läufern gemeinsam auf der Ergebnisliste standen.
Glücklicherweise hatte der Ehemann ganze Arbeit geleistet und dafür gesorgt, dass den ganzen Marathon über – für Irland eine Seltenheit – kein Regentropfen fiel und die Teilnehmer beim Start in entsprechend guter Stimmung waren.
So wurde aus dem Marathon mangels Training zwar ein halber Walkathon. Aber an den an der Strecke eingerichteten „Jubel-Zonen“
wurden auch die etwas Langsameren eifrig motiviert und im Zieleinlauf dicht bei der Haupteinkaufsstraße von frenetischen Zuschauermengen mit „Well done“, „Keep going“ und „Never give up“ unermüdlich angefeuert. Und als im Zielbogen noch ein „Happy Birthday“ durch den Lautsprecher schallte, war der Tag perfekt.
Aber nun wird es wohl einige Jährchen dauern, bis der Geburtstag wieder mit so einem Weltereignis zusammenfällt. Aber vorher werden wir sicher wieder auf die grüne Insel fahren. Großzügige an Walkern orientierte Zielzeiten sind dort Standard, sodass kein Trainingsstress aufkommen muss.




Jan hatte als echter Harz-Kenner die Tour so genial zusammengestellt, dass Asphalt und die etwas langweiligen „Forstautobahnen“ die Ausnahme blieben und wir hauptsächlich auf Trails, d.h. auf Pfaden unterschiedlicher Beschaffenheit und Breite bis hin zu ca. 20 cm die Natur für uns hatten. Nur hatten wir in der Tourenbeschreibung nicht so ganz realisiert, dass ein Teil des Vergnügens in dem Befahren verblockter Trails bestehen sollte. Erst an Ort und Stelle wurde uns bewusst, was es eigentlich damit auf sich hat:
Pfade, auf denen Rübezahl einen Sack Steine und kleine Felsen unterschiedlicher Größe kreuz und quer ausgeschüttet hatte, sodass es kaum noch ein Durchkommen gab. Unsere Mitfahrer und Jan lebten auf. Es war faszinierend zuzusehen, wie sie fast schwerelos über all die Brocken glitten, die für uns unüberwindliche Hindernisse waren und kaum noch „überschoben“ werden konnten. Jan erklärte uns geduldig und unermüdlich die Stufen- und die Schiebetechnik, die richtige Belastung des Vorder- und Hinterrades, das aktive Fahren und die breitarmige bzw. breitbeinige federnde Körperhaltung, genau das Gegenteil der aerodynamischen Rennradhaltung, die wir uns gerade mühsam angeeignet hatten. Trotz einiger unfreiwilliger Ganzkörper-Bodenkontakte war es langsam möglich, die Genusskomponente zu erahnen. Wäre nur der Regen nicht gewesen, der die sowieso schon schwierigen Wurzeln und Steine zusätzlich glitschig und rutschig machte. Da für den Sonntag noch mehr Regen angesagt war und wir unseren Mitfahrern ersparen wollten, noch einen weiteren Tag nach jedem dieser verblockten und verwurzelten Trails auf uns warten zu müssen, bot uns Jan an, stattdessen im nächsten Jahr bei besserem Wetter wiederzukommen, ein wirklich faires und nicht selbstverständliches Angebot, das wir nicht genug loben können. An einem schönen Tag wie auf einem älteren Helmkamera-Begleit-Video von 2009 sieht alles schon ganz anders aus:
der uns zu Fuß auf den Brocken führte. Dabei fragten wir uns ständig, ob es wohl Mountainbiker gibt, die es schaffen, dort hinunterzufahren. Nachdem, was wir von Jan gesehen und gehört haben, müsste es wohl möglich sein. Nicht für uns, aber für versierte Downhiller, die schon als Grundschüler mit dem BMX-Rad auf Tische gesprungen sind. Soll es ja geben.

